«Mit einem einfachen Gedanken beginnen oft die interessantesten Geschichten.»
Wissen von A bis Z.
Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit Familienunternehmen. Keine andere Unternehmensform ist so komplex und vielschichtig. Es geht längst nicht nur um Strategie und Steuern – sondern genauso um Empathie und Erbschaft. Ich möchte gerne meine Gedanken mit Ihnen teilen. Vielleicht regen diese zu neuen Fragen oder überraschenenden Lösungen an?
A
Alter
«In der Jugend lernt, im Alter versteht man»
Untersuchungen in Deutschland zeigen, das Top-Führungskräfte in Familienunternehmen ein überdurchschnittlich hohes Alter aufweisen. Der Anteil an über 65-Jährigen ist um sechs Mal höher als in anderen Unternehmen. Auch beträgt die Dauer, die ein:e Manager:in auf dem Posten sitzen bleibt, bei einem Familienunternehmen oft mehr als 25 Jahre. Dies soll keineswegs nur als Nachteil verstanden werden. Der Vorteil ist, dass Führungskräfte mit reiferen Jahren über eine grosse Erfahrung bezüglich der Märkte und Produkte verfügen. In der Führungspersönlichkeit von Familienunternehmen ist ein grosser Schatz an Kenntnissen vereint, der über Jahre erarbeitet wurde.
Als Nachteil erweist sich häufig, vor allem wenn sich die Unternehmensführung auf eine Person konzentriert, die fehlende Flexibilität und eine mangelnde Offenheit (wobei diese Eigenschaften bekanntlich auch auf jüngere Manager:innen zutreffen können). Familienmanager:innen gesetzeren Alters neigen jedoch besonders dazu, sich zu sehr an den eigenen Leistungen der Vergangenheit und am Werk ihrer Vorfahren zu orientieren. Vergleiche (Benchmarking) sollten aber vor allem mit der umliegenden Konkurrenz gemacht werden. Der Anspruch auf Innovation sollte nicht primär an der eigenen Firmenentwicklung gemessen werden, sondern in erster Linie am bestehenden Markt.
Wie Familienunternehmen Erfahrungen nachhaltig nutzen können, lesen Sie in meinem Buch Wenn Familie den Laden schmeisst.
B
Beziehung
«Am Anfang einer Beziehung steht die Begegnung. Danach kommt die Arbeit.»
Warum wir uns begegnen und was daraus entstehen kann, wird, je nach Standpunkt, Philosophie und Herkunft, unterschiedlich gedeutet: Begegnungen können zufällig sein, kontrolliert, schicksalhaft oder gar vom Universum gelenkt. Wie auch immer wir eine Begegnung definieren, die Begegnung findet statt und mit dieser beginnt eine Art von Beziehung. Welcher Art? Darüber bestimmen auch Willen und Können der Beteiligten. Das gilt nicht nur für Freundschaften, sondern auch für Beziehungen am Arbeitsplatz und in der Familie.
Mir wurde erst in den letzten Jahren bewusst, welcher Pflege Beziehungen bedürfen. Und wie anstrengend gewisse Phasen sein können, vor allem dann, wenn wir unterschiedliche Bedürfnisse an uns, an den anderen und an die Beziehung haben. Doch ist es das Bemühen, die Unterschiedlichkeit zu akzeptieren, das uns zusammenschweisst und das die Beziehung wertvoll macht. Dabei bereichern Beziehungen nicht nur unser Privatleben. Sie sind auch die Basis für ein erfolgreiches Unternehmertum. Wie das gelingen kann? Lesen Sie mehr im Newsletter «Beziehungen».
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Erben
«Erben», allein das Wort ruft bei vielen Menschen zwiespältige Gefühle hervor. Bei den einen läuft ein Film vor dem geistigen Auge ab: ein Dram, Thriller oder Actionstreifen. Szenen mit Streit und Versöhnung, ein Wechselbad der Emotionen! Was macht es so schwierig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen? Vielleicht ist es eine frühere Erfahrung, die uns hindert. Vielleicht ist es aber gerade die Unerfahrenheit, die uns davon zurückhält.
Sich mit dem Erbe zu beschäftigen, bedeutet über den Tod nachzudenken. Und darüber, was einmal sein wird, wenn man selbst nicht mehr ist. Über das Vererben nachdenken ist aber auch eine Reflektion über das JETZT und die Vergangenheit. Darüber wie unser heutiges Tun sich auf die Zukunft meiner Familie auswirken wird.
Nehmen Sie sich einen Moment Zeit dafür. Hier erfahren Sie mehr, wie das Erben in Unternehmerfamilien gelingen kann.
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Gleichheit
In Unternehmerfamilien besteht ein besonderes Problem darin, alle Kinder gleich zu behandeln und allen dieselben Chancen einzuräumen. Gleich ist aber nicht immer gleich. Nicht alle besitzen die Fähigkeiten, ein Unternehmen zu führen. Nicht alle Vermögenswerte lassen sich exakt drei- oder vierteilen.
Die Eltern sind gefordert, Prioritäten zu setzen. Anpassungen vorzunehmen und entsprechend zu handeln. «Gleichheit» kann in diesem Sinn bedeuten: Die Kinder erhalten das, was ihren Neigungen und Talenten entspricht und ihnen – gemäss ihrem Einsatz – gebührt. Die Situation kann sich dann zuspitzen, wenn zwei Kinder auf die Nachfolge aspirieren, aber nur einer die notwendigen Qualifikationen mitbringt – Ausbildung, Erfahrung, Kenntnisse des Metiers und sich im eigenen Betrieb bewährt hat. Dann ist es wichtig, dass objektive Auswahlmechanismen vorhanden sind. Konkret heisst das, dass die Stellenbesetzung nach einem klaren Anforderungsprofil erfolgt oder ein unabhängiger Verwaltungsrat die Entscheidung trägt.
Wie können Eltern mit diesem Anspruch an Gleichheit und Gleichberechtigung umgehen? Lesen Sie mir dazu in meinem Buch Wir schaffen das!
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Loslassen
«Loslassen heisst, Vergangenes wertschätzen, Gegenwart annehmen, Zukunft leben.»
Es ist die schlichte Antwort einer Bäuerin am Marktstand, die mich bis heute begleitet: «Das Leben, mit der Natur verbunden sein, bedeutet immer etwas loszulassen», sagt sie, als ich im Oktober fragte, ob sie noch frischen Basilikum hätte. «Nein», antwortet sie, «die Saison ist vorbei, etwas geht und etwas Neues kommt, in der Natur ist man sich gewohnt, immer etwas loszulassen.»
Denke ich über mein Leben nach, so hat mich das Thema Loslassen immer begleitet. Es ist Teil meines Lebens. Als Kind die Hand der Mutter loslassen, als junge Frau ins Ausland reisen und sich von Freunden losreissen, später dann ein Team verlassen. Für Firmenbesitzerinnen und Firmenbesitzer ist das Loslassen der lang gelebten Position und Passion ein langer Prozess. Und es ist ein Prozess, den man nicht allein führen muss. Die Erfahrung zeigt, dass sich einfacher und konstruktiver Lösungen finden lassen, wenn ich Familie, Mitarbeitende, Wegbegleiter miteinbeziehe und den Weg mit ihnen gemeinsam gehe.
Doch wie gelingt es, loszulassen? Erfahren Sie mehr dazu im Newsletter «Loslassen.»
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Macht
«Macht» bezeichnet man die Fähigkeit von Individuen und Gruppen, das Verhalten und Denken anderer in ihrem Sinnen zu bestimmen. Macht kann in vielen Situationen auch bedeuten, eine klare Regelung eingeführt zu haben: eine Person bestimmt, wo es lang geht. Das ist in vielen Unternehmen eine gute Lösung. Es gibt gar eine Studie, die besagt, dass Mehrgenerationenunternehmen über mehrere Generationen jeweils nur von einem Familienmitglied geführt werden können.
Macht bedeutet Verantwortung und sollte nicht ausgenützt werden – eigenmächtig zu entscheiden, nicht transparent informieren. Wenn jemand Macht nicht nur ausnützt, sondern diese gar missbraucht, kann die Zusammenarbeit für alle Beteiligten zur Hölle werden. Der Faktor, dass ein Familienoberhaupt gleichzeitig Firmenchef:in und Besitzer:in über alle Familiengüter ist, kann Angst einflössen. Es führt selbst bei gestandenen Männern und Frauen dazu, die als Söhne und Töchter im Familienbetrieb arbeiten, zu beklemmenden Angstgefühlen gegenüber ihren Vätern oder Müttern.
Familenunternehmen, die über mehrere Generationen Erfolg haben, ist es gelungen, die Machtverhältnisse zu klären und sinnvolle demokratische Strukturen zu erarbeiten. Es ist ihnen gelungen, sich auf Augenhöhe – als gleichwertige Partner:innen – zu begegnen. Als Kind hat man über lange Zeit die Perspektive, zu den Eltern aufzuschauen. In einer positiv entwickelten Eltern-Kind-Beziehung treffen sich die Eltern und Kinder im Erwachsenenalter auf gleicher Augenhöhe. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, sich im Unternehmen zu begegnen, im Team zusammenzuarbeiten und sich konfliktfähig miteinander auseinaderzusetzen.
Mehr zum Thema Macht lesen Sie in meinem Buch Wir schaffen das!.
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Planen
Im Privatleben schätze ich es zu planen. Wissen, welche Ereignisse vor mir liegen und diese mitzugestalten, entspricht mir. Auch wenn meine Familie bisweilen vielleicht etwas mehr Spontaneität schätzen würde. Doch jede Person nach ihrem Gusto.
Nicht verhandelbar ist Planung hingegen bei der Nachfolge. Solch ein tiefgreifender Prozess darf nicht dem Zufall überlassen werden. Denn im Planungsprozess setzen sich die Beteiligten mit den essenziellen Fragen auseinander: Ziel, Strategie und wer am gemeinsamen Weg beteiligt ist.
Für viele Unternehmer:innen ist der Nachfolgeprozess anspruchsvoll, weil sie es gewohnt sind, Entscheide stets alleine zu treffen. Doch der Nachfolgeprozess erlaubt keinen Alleingang. Er ist ein Prozess, den man für eine zeitlich bestimmte Wegstrecke gemeinsam geht, um dann zum vereinbarten Zeitpunkt die Verantwortung an die nächste Generation abzugeben.
Wie Sie diesen Prozess gestalten, erfahren Sie im Newsletter 22-3.
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Traum
Am Anfang einer Pionierleistung steht meist ein Traum. Diese Vorstellungskraft ist es denn auch, die der Idee jene Schubkraft verleiht, um sie zu realisieren. Dazu gehört Freude und Begeisterung, aber auch Disziplin, harte Knochenarbeit und vorallem Ausdauer. Zur Umsetzung dieses Traums benötigt der oder die Pionier:in auch die Fähigkeit, andere zu überzeugen: Menschen, die helfen mitzugestalten und aufzubauen. Steht das Gebäude der eigenen Vorstellung eines Tages, so ist die Geschichte noch lange nicht zu Ende. Der Traum geht weiter: Was passiert mit meinem Schloss, wenn ich dereinst nicht mehr Schlossherr:in bin? Für viele Pionier:innen ist das eine unangenehme Frage, der sie sich nur ungern stellen. Es gibt aber auch jene Firmengründer:innen, die es immer gewagt haben, diesen Traum mit einer positiven Haltung zu Ende zu träumen. Wer sich schon früh Vorstellungen über die Zukunft des eigenen Unternehmens macht, verschafft sich und seinen Nachfolgenden Erleichterung – und vielleicht sogar grössere Chancen, auch nachdem, der oder die Schossherr:in sich zurückgezogen hat, weiterzuexistieren.
Sie wollen dazu mehr erfahren. Lesen Sie weiter in meinem Buch Wenn Familie den Laden schmeisst.
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Veränderung
«Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung.», Heraklit
Veränderung – in Managementprozessen gerne «Change» genannt – geschieht kontinuierlich. Einfach so, sowohl in uns als auch in der Natur. Dafür braucht es kein Zutun. Es gibt aber auch Veränderungen, die wir vornehmen wollen oder müssen, selbst- oder fremdbestimmt. Diese Art der Veränderung erfordert in der Regel einen bewussten Prozess, welcher Entschlossenheit, Energie und Zeit beinhaltet: Die Umsetzungsphase zwischen dem Wunsch nach Veränderung bis zum erreichten Ziel.
Veränderung braucht Not und Wendigkeit: Etwas Not, Druck oder ein Anstoss sind hilfreich, damit wir uns überhaupt in Bewegung setzen. Wendigkeit ist unabdingbar, damit wir durch den Anstoss nicht ins Stolpern geraten, sondern beweglich auf die Änderungen reagieren können.
Wie Sie Veränderungen angehen können in Ihrem Unternehmen wie auch in Ihrem Privatleben, erfahren Sie im Newsletter «Veränderung».
Vertrauen
«Vertrauen ist nie gegeben. Man muss es sich immer wieder aufs Neue erarbeiten.»
Vertrauen ist die Basis für unser Tun. Ob wir in einen Lift steigen, uns für die Ehe entscheiden oder einen Vertrag unterzeichnen. Die grossen, wie die kleinen Handlungen basieren auf dem Vertrauen, dass unser Gegenüber und unsere Umwelt verlässlich sind. Wir vertrauen blind. Bis plötzlich Bedenken und Zweifel auftreten: Der Lift quietscht, der Teamkollege unterschlägt wichtige Informationen, Verhandlungen geraten ins Stocken.
Ein Vater fragt: «Ich weiss nicht, ob ich unserem Geschäftsleiter noch vertrauen kann.» Eine Tochter sagt: «Unsere Mitarbeiterin scheint mir nicht mehr zu trauen, sie kritisiert längst getroffene Entscheidungen.» Das sind Aussagen, die ich immer wieder in Gesprächen mit meinen Kunden und Kundinnen höre. Dann, wenn das Vertrauen zu bröckeln beginnt. In diesen Momenten haben Sie die Wahl: Abwarten und in den meisten Fällen in einen Konflikt gleiten, oder den Mut haben, einzugreifen. Wie Sie das angehen können, das erfahren Sie im Newsletter «Vertrauen».
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Weg
«Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.»
Dschalal ad-Din Rumi
Seit acht Jahren begleitet mich das Zitat des persischen Gelehrten Rumi auf einem kleinen, unscheinbaren Kärtchen. Nicht grösser als eine Visitenkarte poppt es regelmässig in meinem Portemonnaie zwischen Belegen, Kredit- und Krankenkassenkarten auf. Immer wieder denke ich über diese Worte nach, und bevor das Kärtchen ganz zerfranst und ich es vielleicht doch noch entsorge, teile ich mit Euch meine Gedanken zum Jahresende.
Ob bei persönlichen Konflikten oder in der Rolle als Mediatorin: Es gibt kein Richtig oder Falsch. Die Lösungsfindung bei Konflikten ist ein Weg. Kurz oder lang – ein Weg, der allen Involvierten viel abverlangt. Ich muss mir bewusst werden, dass auch ich nicht recht haben könnte, ja, dass es einen anderen, gleichwertigen Blick auf die Situation gibt. Das wirft Fragen auf: Gelingt es uns, die andere Sichtweise zu respektieren? Wieweit können wir uns entgegenkommen? Finden wir einen neuen Weg – dorthin, wo es kein Richtig und Falsch gibt?
Wie ein Stern am Horizont. Diesen Funken Hoffnung, dass wir uns wieder finden, diese Motivation brauchen wir, um in einem Konflikt – besonders in sehr verfahrenen Situationen – weiterzugehen, nicht aufzugeben.
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